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"Indem er an den Grenzen von Nordosteuropa in einer Zeit grosser Umbrüche

und weit reichender Umwälzungen gelebt hat,

ermöglicht Uwe Wolffs faszinierende Biographie Edzard Schapers

auch eine Reise im Geist durch Europa und seine ebenso grosse wie tragische Geschichte

in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts."

Kurt Kardinal Koch

 

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"Edzard Schaper hat mit seinem Leben und seinem Werk einen Platz in der

Estnischen Kulturgeschichte eingenommen.

Es ist sehr erfreulich, dass dies jetzt auch in einem biographischen Buch festgehalten wurde.

Die Biographie trägt unter anderem dazu bei,

den Autor wieder oder gar neu zu entdecken.

Zudem ist es von Bedeutung, dass das Buch im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit

zwischen Estland, Deutschland sowie der Schweiz, Finnland und Polen entstanden ist.

Solche grenzübergreifenden Vorhaben leisten dazu einen wesentlichen Beitrag,

neue Kontakte zu knüpfen, und wie in diesem Fall,

die Wissenschaft zu fördern."

Dr. Kaja Tael, Botschafterin der Republik Estland

 

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„Gesamtauflage sechs Millionen und heute dennoch nahezu unbekannt – wie ist das möglich?

Dies ist nur eine von vielen Fragen, denen Uwe Wolff in seiner bedeutenden Edzard-Schaper-Biographie nachgeht. Bedeutend ist sie nicht nur für Wolff, den Angelologen, den Schüler Blumenbergs, den Autor bei Tumult, Tagespost und NZZ, der in Schaper eine verwandte Seele mit ähnlichen inneren Wandlungen entdeckt – bedeutend ist sie vor allem, weil sie zum einen genuine Archivarchäologie betreibt und seltene Funde hervorbringt und zum anderen in eine aus deutscher Sicht wenig beachtete historische Komplexität einführt: in das gesellschaftliche und politische Leben des Baltikums und Skandinaviens, das vom deutschen Schicksal nicht zu trennen ist.


Denn Schaper (1908–1984) war ein wesenhaft Heimatloser auf der dauernden Suche nach Heimat, die er – im »Bannstrahl des Nordostens« – in Estland und in Finnland gefunden zu haben glaubte; Polen, Schweden, Dänemark als weitere Lebensstationen, um schließlich seine letzten Jahrzehnte in der Schweiz zu verleben. Immer in Bewegung, immer an den Grenzen, innen und außen. Das schafft seltene Erfahrungen und Leiden und davon zeugen seine besten Bücher, Die sterbende Kirche, Der Henker und Die Freiheit des Gefangenen.


Schaper bezahlte dafür – sein privates Leben in das große historische so intensiv einzuweben – einen hohen Preis. Politisch etwa arbeitete er in »reichlich zwielichtiger Zeit« – ohnehin eine unstete und überspannte, mitunter auch abenteuerliche Natur – während der zwölf Jahre auch als Agent für und gegen sein Heimatland, geriet so ins Visier verschiedenster Geheimdienste in Sowjetrußland, Deutschland, Schweden und lebte jahrelang unter dem Damoklesschwert der Auslieferung und der Denunziation.


Das ruinierte seine Gesundheit, gab ihm aber auch den Stoff, die existentiellen Grenzerfahrungen, um die es sich in fast allen seinen Werken handelt, nachzuerleben und zu gestalten. Sie sind oft an tatsächlichen Übergängen angesiedelt, dort, wo die Kontraste sich abstoßen und zugleich annähern, wo Vermischungen zwangsläufig Vielfalt hervorbringen in Sprache, Kultur, Religion. Wolffs vor allem im Mittelteil enorm faktenreiche und pralle Biographie läßt den Leser hautnah an diesen Zerreißproben teilnehmen.


Sie ist zudem mit zahlreichen Schicksalen und Geschichten gesättigt, die wie ein kolossales Puzzle einen Eindruck der Geschichte geben. Sich vorzustellen, daß der Biograph die unglaubliche Fülle des Materials in jahrelanger Arbeit aus verborgenen Archiven, Privatkorrespondenzen und Geheimdienstakten in ganz Europa und aus vielen Sprachen herausfilterte – denn eine nennenswerte Schaper-Biographik gab es bis dato nicht –, das nötigt höchsten Respekt ab. Tatsächlich kann man von einer wissenschaftlichen oder phasenweise auch Aktenbiographie sprechen, die dem Leser Konzentration abverlangt. Diese Linien auch nur andeutend zu besprechen würde den Rahmen einer Rezension hoffnungslos sprengen.


In den Lexika findet man Schaper meist als »katholischen Autor« verzeichnet, was nicht falsch aber doch eine Verkürzung ist. Seine Leistungen als Übersetzer aus allen skandinavischen Sprachen sind eindrucksvoll. Auch spirituell war Schaper ein Suchender, der zwar zum Lebensende zum Katholizismus fand, dessen religiöse Spannweite aber das Protestantische und das Orthodoxe einfaßt – er meinte, man müsse katholisch werden, um evangelisch sein zu können.


Wolff macht letztlich den Zentralbegriff des »Verhängnisses«, der in der Zeit des Wirtschaftswunders nicht mehr vermittelbar gewesen sei, oder die Fokussierung auf Schuld und Erlösung sowie unzeitgemäße Themen wie »die Lüge als Martyrium« für den rasanten Bekanntheitsverlust Schapers verantwortlich. Zwar erschienen noch immer seine Werke, aber sie spielten in der Öffentlichkeit keine Rolle mehr. Schaper selbst empfand sich geistig und stilistisch als Autor »des vergangenen Jahrhunderts«, mit »einem Widerwillen gegen unsere Gegenwart und ihre windigen ›Avantgardisteleien‹«.


Wolffs Prognose, daß Schapers Zeit wohl erst noch anbreche, ist vielleicht zu optimistisch, auch wenn sich Werk und Biographie vor dem Hintergrund des Krieges im Osten mitunter bedrückend aktuell lesen. Er selbst hat mit diesem auch optisch schönen Buch alles dafür getan, was man tun kann, und Schaper als ernsthafte Lektüre, quasi als Neuentdeckung, empfohlen.“


Jörg Seidel

 

https://seidwalkwordpresscom.wordpress.com/2022/06/17/wiederentdeckung-eines-grenzgangers/

 

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"Schapers Leben und Werk öffnen einen einmaligen Blick in den Nordosten Europas -

ins Baltikum, nach Finnland und Skandinavien, nach Polen und Russland.

Uwe Wolff hat Schapers Leben und Werk wiederentdeckt

und damit die 'Jahrhundertfigur eines christlichen Schriftstellers'".

Dr. Peter Wörster

 

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"Edzard Schaper ist dringend wiederzuentdecken, als einsamer,

doch stets dialogischer Geist, der gelernt hat,

wie dringend nötig der Mensch Gott hat, als genauer Stilist mit strömender Begabung.

Uwe Wolff wird für sich in Anspruch nehmen dürfen,

an dieser Renaissance führenden Anteil zu haben."

Dr. Urs Buhlmann

 

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"Uwe Wolffs Interesse gilt Autoren, die zu Lebzeiten ihre Leser fesselten

und dann vergessen wurden, weil sich die Zeiten eben ändern."

Stefan Branahl

 

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Als Edzard Schaper die große Liebe seines Lebens fand,

folgte er ihr und wanderte nach Estland aus (1932).

Dort geriet er in die Mühlen der Geschichte.

Er wurde von Hitler und Stalin verfolgt.

Mit seiner Frau Alice Pergelbaum und zwei Töchtern floh er in eine ungewisse Zukunft.

Er gehört zu den deutschen "Ausgewanderten" (W.G.Sebald)

und großen Erzählern seiner Generation.

 

 

 

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„Es gehört zum Abend eines jeden Erdentages, dass die Umrisse verdämmern,

die Grenzen verfließen und der Ort der Dinge im Raum neu bestimmt werden muss.

Es könnte zum Abend der Geschichte gehören,

dass in einer großen, für viele vielleicht heute noch schmerzhaften Unsichtbarwerdung die Altäre verhüllt

und die Glaubensbezeugungen erstickt werden,

dass die Grenzen zwischen den Konfessionen verfließen

und die Gegensätze der Glaubensweisen

nur noch durch den Akt des Glaubens selbst

und nicht mehr durch die öffentlich verkündete Satzung,

nach der geglaubt werden soll, sichtbar werden.

Die neue Ortsbestimmung des Christen im Raume des Glaubens wäre dann nicht mehr,

diesseits und jenseits welcher Abschrankungen von Konfessionen er glaubt,

sondern wo und wie er innerhalb seiner Konfession steht.“

Edzard Schaper. Verhüllte Altäre (1963)

 

 

 

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Edzard Schaper als ökumenischer Grenzgänger

von S.E. Kurt Kardinal Koch 

 

(Ansprache bei der Präsentation des Buches von Uwe Wolff

„Der vierte König lebt! Edzard Schaper – Dichter des 20. Jahrhunderts“

in der Apostolischen Nuntiatur in der Schweiz in Bern.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.)

 

 

 

„Man macht eben nicht ungestraft eine Reise in die Provinzen seines Herzens – und geht dann wieder in das Exil seines Verstandes.“ Dieses auf den ersten Blick änigmatische, ttiefer gesehen jedoch aufschlussreiche Wort in einem Brief Edzard Schapers aus dem Jahre 1949 führt uns in das innerste Geheimnis seines Lebens und seines schriftstellerischen Wirkens: Edzard Schaper war in seinem ganzen Wesen ein Grenzgänger, und zwar seit seiner Geburt. Dies gilt bereits von seiner äusseren Biographie, die ihn von Deutschland über Estland, über Finnland und Schweden in die Schweiz geführt hat. Indem er an den Grenzen von Nordosteuropa in einer Zeit grosser Umbrüche und weit reichender Umwälzungen gelebt hat, ermöglicht Uwe Wolffs faszinierende Biographie Edzard Schapers auch eine Reise im Geist durch Europa und seine ebenso grosse wie tragische Geschichte in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Als ein Mensch, dessen Passion das Schreiben gewesen ist und der wegen der Freimütigkeit seines Denkens und Schreibens sowohl vom sowjetischen Russland als auch vom nationalsozialistischen Deutschland zum Tode verurteilt worden ist und sich deshalb immer wieder auf der Flucht befunden hat, bis er in der Schweiz eine gewisse Heimat gefunden hat, bringt er das scharfe Licht des Schriftstellers in das Dunkle der europäischen Geschichte, das wir nie der Vergessenheit anheimgeben dürfen.

Ein Grenzgänger war Schaper aber auch in seiner inneren Biographie. Auch sie hat ihren Ort an der Grenze. Seine immer wieder eintretenden Nervenzusammenbrüche zeigen die Grenzen in seinem psychischen Leben, das auch von Suizidgedanken nicht frei gewesen ist, in dem er sich aber immer wieder auch mit der therapeutischen Kraft des Schreibens aufrichten konnte. „Das hohe Mass an Produktivität war die Kehrseite seiner Traurigkeit“ (284): Mit diesem Satz hat Uwe Wolff den inneren Grenzgang in der Biographie Schapers wohl meisterhaft und sensibel zugleich zum Ausdruck gebracht. Von daher wird es nicht überraschen, dass auch Schapers religiöses Denken und seine Spiritualität das Kennzeichen der Grenze tragen, nämlich die Grenze zwischen Schuld und Erlösung, die Grenze zwischen Tod und Auferstehung, die Grenze zwischen Karfreitag und Ostern und in allem die Grenze zwischen Anfechtung und Gnade. Dass es keinen Glauben ohne Anfechtung, keine Gewissheit ohne Zweifel und deshalb auch keine Erlösung ohne Versuchung geben kann, zieht sich wie ein roter Faden durch die Biographie Schapers und dürfte sie gerade für die vielen suchenden Menschen von heute existenziell in besonderer Weise zugänglich machen.

Ein Grenzgänger war Edzard Schaper vor allem auch in ökumenischer Hinsicht, der wir unsere besondere Aufmerksamkeit widmen wollen. Wiederum gilt dies zunächst von seiner äusseren Biographie: Seine Kindheit und Jugend hat er in evangelischer Frömmigkeit und lutheranischer Umgebung vollbracht, dann kam er in Kontakt mit dem östlichen Christentum und begegnete orthodoxen Christen und Christinnen, die in der Verfolgung ihre Treue zum Glauben bewährt haben, und schliesslich liess er sich in der katholischen Kirche beheimaten, in die er im Jahre 1961 in der Klosterkirche Einsiedeln aufgenommen worden ist. Seine Konversion zur katholischen Kirche hat Schaper aus tiefer Überzeugung vollzogen, genauerhin in der Gewissheit, die er in einem Brief aus dem Jahre 1954 dahingehend ausgesprochen hat, dass Gottes Kirche „in allen Konfessionen, sicher aber trotz allem am gegenwärtigsten in der katholischen Kirche“ ist. Wenn er in demselben Brief seine Konversion dahingehend gedeutet hat, „dass man katholisch werden muss, um evangelisch sein zu können“, und dass „uns aufgegeben ist, die unverlierbaren Entdeckungen des protestantischen Zeitalters heimzuholen in einem katholischen Sinn“, dann zeigt Schaper damit, dass er seine Konversion nicht in einem konfessionalistischen Sinn verstanden hat, sondern von einem weiten Begriff des Katholischen ausgegangen ist, den er mit seiner Überzeugung zum Ausdruck gebracht hat, „dass Gottes Kirche quer durch alle Konfessionen geht“. Und wenn er in seinem Buch „Die sterbende Kirche“ schreibt, dass alle Kirchen „gut für die Seele“ sind, „die da glauben will und Gott sucht“ (333), dann geht es Schaper elementar um eine Ökumene der glaubenden Herzen, die nicht Christen von anderen Kirchen abwerben und aus ihnen Konvertiten machen, sondern Christen auch in anderen Kirchen in ihrem Glauben an Christus stärken will.

 

Bei der Lektüre von Schapers Biographie und insbesondere seiner ökumenischen Überzeugungen kam mir unwillkürlich eine ähnliche ökumenische Vision, und zwar ebenfalls eines Schriftstellers in den Sinn, nämlich Solowjevs „Kurze Erzählung vom Antichristen“. Sie ist von der Gewissheit getragen, dass auf der einen Seite im Augenblick der letzten Entscheidung vor Gott sichtbar werden wird, dass in allen drei Gemeinschaften, nämlich bei Petrus, Paulus und Johannes, Parteigänger des Antichrist leben, die mit ihm gemeinsame Sache machen, dass aber auch in allen drei Gemeinschaften wahre Christen leben, die dem Herrn bis in die Stunde seines Kommens hinein die Treue halten, und dass sich auf der anderen Seite vor dem Angesicht des wiederkommenden Christus die Getrennten um Petrus, Paulus und Johannes als Brüder und Schwestern erkennen werden. Mit dieser Erzählung will Solowjev gewiss nicht die Einheit der Christen ans Ende der Tage verschieben oder auf die Zeit nach der Wiederkunft des Herrn vertagen. Auch wenn die endgültige Scheidung zwischen den Parteigängern des Antichrist und den treuen Gefährten Christi erst am Ende der Tage geschehen wird, will Solowjev gerade dazu einladen und herausfordern, dass die Christen einander bereits jetzt mit den Augen des wiederkommenden Christus betrachten, in denen Petrus, Paulus und Johannes unlösbar zusammengehören. Wahrhafte Ökumene heisst von daher, und jetzt mit Worten von Papst Benedikt XVI. und in Anlehnung an Solowjev formuliert, dass alle Christen „schon jetzt im eschatologischen Licht leben, im Licht des wiederkehrenden Christus“ und dass sie, wenn sie unterwegs zum wiederkommenden Christus sind, auch unterwegs zur Einheit untereinander sind und bereits als Getrennte eins sein können, nämlich im gemeinsamen Glauben an Christus.

Darin besteht die Ökumene der glaubenden Herzen, von der Edzard Schaper Zeugnis gibt. Er hat sie aber noch weiter vertieft mit der Beherzigung jener Wirklichkeit, die er in seinem Buch „Die sterbende Kirche“ eingehend beschrieben hat, nämlich den wahrnehmbaren Verfall der christlichen Tradition und die neue Realität der Christenverfolgung. Die Erfahrung des gemeinsamen Martyriums von lutherischen Theologen und orthodoxen Bischöfen im Baltikum hat ihn zur Erkenntnis dessen geführt, was wir heute Ökumene der Märtyrer nennen und was in der heutigen Welt eine ganz neue Aktualität gewonnen hat, weil 80 % aller Menschen, die heute wegen ihres Glaubens verfolgt sind , Christen sind, weil die Kirche am Ende des Zweiten und am Beginn des Dritten Jahrtausends erneut Märtyrerkirche geworden ist und weil dabei alle christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften ihre Märtyrer haben. Schapers „sterbende Kirche“ liest sich heute deshalb auch wie eine Vorahnung dessen, was erst noch kommen sollte.

Die Ökumene der Märtyrer enthält bei aller Tragik auch eine schöne Verheissung: Trotz des Dramas der Kirchenspaltungen haben die standfesten Glaubenszeugen in allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften gezeigt, wie Gott selbst bei den Glaubenden die Gemeinschaft unter dem höchsten Anspruch des mit dem Opfer des Lebens bezeugten Glaubens auf einer tieferen Ebene aufrecht erhält. Während wir Christen und Kirchen auf dieser Erde noch in einer unvollkommenen Gemeinschaft zu- und miteinander stehen, leben die Märtyrer in der himmlischen Herrlichkeit bereits jetzt in voller und vollendeter Gemeinschaft. Die Märtyrer sind deshalb, wie Papst Johannes Paul II. eindrücklich hervorgehoben hat, „Beweis dafür, dass in der Ganzhingabe seiner selbst an die Sache des Evangeliums jedes Element der Spaltung bewältigt und überwunden werden kann“. Bei der Ökumene der Märtyrer bestätigt sich erneut die Überzeugung der Alten Kirche, dass das Blut der Märtyrer der Same der Kirche ist, so dass wir auch heute in der Hoffnung leben dürfen, dass sich das Blut der Märtyrer im vergangenen und gegenwärtigen Jahrhundert als Same der vollen Einheit des Leibes Christi erweisen wird.

Die Ökumene der Märtyrer, die das Lebenswerk Edzard Schapers begleitet, erweist sich damit als der innerste Kern jener Ökumene der glaubenden Herzen, die sein ökumenisches Vermächtnis darstellt und die heute nichts an Aktualität eingebüsst hat. Wenn ich richtig sehe, geht heute in der Ökumene die eigentliche Scheidelinie quer durch die Kirchen hindurch, nämlich zwischen jener heute vor allem in der Öffentlichkeit dominierenden liberalen katholisch-evangelischen Ökumene, die die Glaubensunterschiede überspringt und eigenmächtig ihre eigenen Ziele verfolgt, und jener geistlichen Ökumene, die an die Ursprünge der Ökumenischen Bewegung zurück geht und darum weiss, dass die Einheit bei allen unseren menschlichen Anstrengungen letztlich das unableitbare Geschenk Gottes ist, dass aber gerade das gemeinsame Beten um dieses Geschenk die Christen schon heute vereint. Wenn Edzard Schaper von sich bekannt hat, als Katholik wolle er „nichts anderes sein als der letzte orthodoxe Lutheraner“, dann will er dies gewiss nicht im Sinne der liberalen, sondern im Sinne der geistlichen Ökumene verstanden wissen. Darin erblicke ich das ökumenische Vermächtnis des Grenzgängers Schapers, für das wir dankbar sein dürfen und mit dem wir in eine gute ökumenische Zukunft hinein gehen können.


 

 

 

 Schapers Haus im Wallis

 

 

"Meine erste "Begegnung" mit Edzard Schaper, waren die alten Bücher, die in der Bibliothek meines Vaters standen. Verwundert hatte mich der Vorname. Ich hatte noch nie von jemandem gehört, der Edzard heisst. Die Titel der Bücher waren nicht extrem attraktiv (z.B. "Die sterbende Kirche") für meine jungen Augen und die Sprache etwas altertümlich.

Meine zweite "Begegnung" fand statt in Münster (Wallis) während der Ferien. Ich schaute aus dem Fenster meiner Ferienwohnung und sah ein altes Haus. Die Leute im Dorf sagten, dass in diesem Haus ein berühmter Schriftsteller wohnte, aber niemand wusste so ganz genau was er geschrieben hat. Ich wollte mehr wissen…
In der Buchhandlung von Münster gab es nur ein einziges Buch von ihm:

"Die Legende vom vierten König / Das Christkind aus den großen Wäldern".

Wie kommt es, dass ein einst sehr viel gelesener Autor in (fast) totale Vergessenheit gerät?

Uwe Wolff kann es erklären.

Er führt den Leser durch die Verästelungen des Lebens Edzard Schapers,

wobei er oft interessanten Zweigen folgt, oder besonders schillernde Blätter von ganz nah betrachtet – einfach genial!

Das Ergebnis ist, dass nicht nur ein sehr interessanter, ungewöhnlicher und widerspruchsvoller Mensch, sondern eine ganze Epoche, und eine untergegangene Welt (vor allem die der Baltendeutschen, und die der Unabhängigkeits- und Überlebenskämpfe der ost- und nordeuropäischen Völker) auf sehr spannende Art beschrieben werden.

Das Buch war ein Erlebnis!"

 

Bernhard Gerth

 

 

 

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 "Schaper füllte zu seinen besten Zeiten bei seinen Lesungen und Vorträgen grosse Säle.

Er war begehrt und beliebt und aufgrund seines stattlichen, würdevollen Aussehens

nicht zuletzt ein Liebling der Frauen."

 

Bruder Gerold Zenoni OSB

 

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"Wolff ist hier eine großartige Biographie des 20. Jahrhunderts gelungen.

Sie liest sich wie ein ungemein spannender historischer Roman

und ist doch mit einem derartigen Fleiß und größter Sorgfalt

unter Erschließung kaum zugänglicher Quellen und Geheimarchive geschrieben,

dass man zu jeder Bewunderung bereit ist."

Dr. Eckhard Lieb

 

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„Für mich, der ich ganz anders arbeite,

ist Uwe Wolffs Schaper-Biografie,

dieses Lebensabenteuer zwischen allen Fronten, ungeheuer spannend:

Der Schriftsteller als gejagter Hase zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus.

Ein Buch, das notwendig ist, weil es das Schicksal von Verschollenen zeigt,

wie sie das letzte Jahrhundert millionenfach hervorgebracht hat.

Uwe macht archäologische Biografiearbeit,

ich dagegen versuche mich an biografischer Neuinterpretation.“

Rüdiger Safranski

 

 

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